Shylocks Tochter

,,Shylocks Tochter‘‘, ein von Mirjam Pressler verfasster Jugendroman, ist 1999 im Beltz-Verlag erschienen. Die Handlung spielt um 1600 in Venedig, basierend auf der bekannten Geschichte des Juden Shylock aus ,,Kaufmann von Venedig“ von William Shakespeare.

Die Hauptperson Jessica, die Tochter des reichen, jüdischen Geldverleihers Shylock, lebt im Ghetto und verliebt sich in einen jungen adeligen Christen namens Lorenzo. Schon zu Beginn der Geschichte sehnt sie sich nach dem von Freiheit geprägten Lebensstil der Christen. Schließlich verwirklicht sie ihren Traum und flieht zusammen mit Lorenzo, nachdem sie die wertvollsten Schätze ihres Vaters geraubt hat. Parallel dazu findet ein Rechtsstreit zwischen Shylock und Antonio, einem judenverachtenden Christen, statt. Am Ende sind sowohl Jessica als auch ihr Vater unglücklich.

Die zwei parallelen und doch eng verknüpften Handlungen – einerseits die Liebesgeschichte zwischen Jessica und Lorenzo, andererseits die Eskalation des Streits zwischen Shylock und seinem Kreditnehmer – machen die Geschichte sehr abwechslungsreich und spannend. Ausgeschmückt wird der Roman mit Beschreibungen sowohl des venezianischen Lebens um 1600 im Allgemeinen als auch des Lebens im jüdischen Ghetto im Speziellen.

Außerdem erfährt der Leser viel über die jüdischen Traditionen, Feste und das Zusammenleben mit den Christen. Zudem werden viele jüdische Begriffe verwendet, die im Glossar genauer erläutert werden.  

Prinzipiell ist das Buch in der 3. Person verfasst, jedoch wechselt die Perspektive überraschend in einigen Kapiteln, wodurch der Leser mit den Gedanken von Jessicas Ziehschwester konfrontiert wird. In diesen Abschnitten verwendet die Autorin häufig Ellipsen. Durch das Weglassen von Satzteilen oder Worten wirken die Gedanken sehr authentisch und man kann sich besser mit der Erzählerin identifizieren.

Die Erzählweise ist auch von zahlreicher wörtlicher Rede und Widergabe der Gedanken geprägt, wodurch die Persönlichkeiten und die verschiedenen Sichtweisen der Hauptpersonen lebendig zum Ausdruck kommen.

Insgesamt ist der Roman für Jugendliche leicht zu lesen und doch sprachlich ausgefeilt.

Der Roman hat mir sehr gut gefallen. Ich konnte mir den Spielort des Romans gut vorstellen, da ich einerseits Venedig schon öfters besucht habe und andererseits mich mit den früheren Ghettos auch in anderen Städten beschäftigt habe. Die teils sehr überraschenden Entwicklungen der Handlung haben das Buch für mich sehr spannend gemacht. Das offene Ende des Romans bleibt für mich etwas unbefriedigend, jedoch hat es mich zum Nachdenken über den möglichen weiteren Verlauf der Geschichte angeregt.

Auf jeden Fall kann ich das Buch- insbesondere für Mädchen- weiterempfehlen, da es die bekannte Handlung von Shakespeares ,,Kaufmann von Venedig“ mit einer Liebesgeschichte auf sehr gelungene Weise verbindet.

Sophia Dehler, 9b